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AutorenbildAlexander Morgen

Long COVID verstehen und bewältigen: Psychologische Beratung für den Weg zurück

Hoffnung bei Long COVID
Hoffnung bei Long COVID

Die COVID-19-Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt, und die meisten von uns haben das Virus bereits persönlich erlebt. Während viele Menschen nach einer Infektion wieder vollständig genesen, leiden andere noch lange Zeit nach der akuten Erkrankung unter anhaltenden Symptomen. Dieses Phänomen wird als Long COVID bezeichnet und stellt Betroffene vor immense Herausforderungen, die ihren Alltag massiv einschränken können. Aber was genau ist Long COVID, wie viele Menschen sind betroffen und wie kann eine psychologische Beratung Betroffenen helfen?



In diesem Beitrag gehe ich auf diese Fragen ein, präsentiere aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Long COVID und erkläre, wie ich als Psychologischer Berater Menschen mit Long COVID unterstützen kann.


Was ist Long COVID?


Long COVID bezeichnet eine Reihe von Symptomen, die Wochen, Monate oder sogar Jahre nach einer akuten COVID-19-Infektion bestehen bleiben oder neu auftreten. Diese Symptome können vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.


Wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien zu Long COVID


Wissenschaftliche Studien zu Long COVID haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, da die Zahl der Betroffenen stetig wächst. Einige dieser Studien geben uns Einblicke in die Prävalenz, die möglichen Ursachen und die Herausforderungen, vor denen die Betroffenen stehen.


  • Eine Studie der University of Oxford aus dem Jahr 2021 ergab, dass etwa 37% der COVID-19-Überlebenden auch drei bis sechs Monate nach ihrer Infektion noch an mindestens einem Long COVID-Symptom litten. Diese Symptome betrafen nicht nur die Lunge, sondern auch das Gehirn, das Herz und andere Organsysteme, was zeigt, wie vielfältig die Auswirkungen sein können.


  • In einer umfassenden Studie des Imperial College London mit über 500.000 Teilnehmern wurde festgestellt, dass 10% der Betroffenen auch 12 Wochen nach einer COVID-19-Infektion noch unter erheblichen Beschwerden litten. Diese Forschung zeigte zudem, dass Long COVID Menschen aller Altersgruppen und auch jene mit milden Verläufen betreffen kann.


  • Eine Studie aus den USA, veröffentlicht im JAMA (Journal of the American Medical Association), stellte fest, dass über 30% der Hospitalisierten auch sechs Monate nach ihrer Entlassung noch mit Symptomen von Long COVID zu kämpfen hatten. Besonders häufig wurden Fatigue, Atembeschwerden und kognitive Störungen (Brain Fog) berichtet.


  • In Deutschland wurde eine Studie von der Charité in Berlin durchgeführt, die zeigt, dass etwa 15% der Erwachsenen, die COVID-19 überstanden haben, noch Monate später unter den Langzeitfolgen leiden. Besonders betroffen sind hierbei Frauen sowie Menschen mittleren Alters. Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass selbst asymptomatische Infektionen zu Long COVID führen können.


Diese Studien verdeutlichen die weite Verbreitung und die ernste Natur von Long COVID. Die Forschung befindet sich noch im Aufbau, aber eines ist klar: Long COVID ist ein komplexes Phänomen, das nicht nur körperliche, sondern auch psychische und soziale Folgen hat.


Wie viele Menschen sind betroffen?


Die genaue Zahl der Menschen, die an Long COVID leiden, variiert, doch Schätzungen zufolge sind zwischen 10 und 30 Prozent der Menschen, die eine COVID-19-Infektion durchgemacht haben, von Langzeitfolgen betroffen. In Deutschland sind nach aktuellen Studien bis zu 1,5 Millionen Menschen mit anhaltenden Symptomen konfrontiert.


Die Krankheitserfahrung mit Long COVID sind individuell sehr unterschiedlich, und es sind nicht nur Menschen mit schweren Verläufen der akuten Infektion betroffen, sondern auch milde und asymptomatische Fälle können zu Langzeitfolgen führen.


Symptome und Einschränkungen bei Long COVID


Die Symptome von Long COVID sind äußerst vielfältig und betreffen unterschiedliche körperliche und psychische Funktionen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:


  • Chronische Erschöpfung (Fatigue): Viele Betroffene berichten von einer andauernden Müdigkeit, die selbst durch ausreichenden Schlaf und Ruhephasen nicht verschwindet. Kleinste körperliche und/oder geistige Anstrengungen führen bei Betroffenen bereits zu massiver Erschöpfung.


  • Atembeschwerden: Auch Monate nach der Infektion leiden viele Menschen unter Atemnot, selbst bei geringen Anstrengungen.


  • Kognitive Beeinträchtigungen (Brain Fog): Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sind häufige Symptome. Viele berichten davon, dass sie Schwierigkeiten haben, klar zu denken oder sich zu erinnern.


  • Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafprobleme sowie nicht erholsamer Schlaf sind bei vielen Menschen an der Tagesordnung.


  • Angst und Depressionen: Die psychische Belastung durch die lang anhaltenden körperlichen Beschwerden führt nicht selten zu emotionalen und psychischen Problemen.


  • Kopfschmerzen, Schwindel und Muskelschmerzen: Diese Symptome können sich ebenfalls über lange Zeiträume hinweg manifestieren und die Lebensqualität beeinträchtigen.


Durch diese Vielzahl an Symptomen sind Menschen mit Long COVID oft in ihrem täglichen Leben stark eingeschränkt. Dinge, die vorher selbstverständlich waren – wie Arbeit, soziale Aktivitäten oder Sport – sind nun kaum noch möglich. Das führt häufig zu sozialer Isolation, beruflichen Problemen sowie einem Verlust an Lebensfreude und Selbstwertgefühl.


Wie ich als Psychologischer Berater unterstützen kann


Die Folgen von Long COVID sind nicht nur physisch, sondern auch psychisch belastend. Hier setzt die psychologische Beratung an. Als Psychologischer Berater kann ich Betroffenen auf verschiedenen Ebenen helfen, mit den Herausforderungen umzugehen und Wege zu finden, ihre Lebensqualität trotz der Einschränkungen zu verbessern.


1. Emotionale Unterstützung und Krisenbewältigung


Long COVID kann sehr belastend sein, vor allem, wenn die Symptome unvorhersehbar sind und man keine Kontrolle über den eigenen Körper zu haben scheint. Gefühle der Frustration, Angst und Verzweiflung sind häufig. Hier kann psychologische Beratung eine wichtige Rolle spielen, indem sie einen Raum für diese Emotionen schafft. In unserer Zusammenarbeit unterstütze ich Dich dabei, diese Emotionen zu verstehen, zu akzeptieren und neue Wege zur Bewältigung zu finden. Auch der Umgang mit Trauer über den Verlust der alten Leistungsfähigkeit und der damit verbundenen Identität kann in den Sitzungen Raum finden.


2. Stressmanagement und Bewältigungsstrategien


Die andauernde Unsicherheit und der Verlust der eigenen Gesundheit führen häufig zu einem erhöhten Stresslevel. Ich helfe Dir, Stressoren zu identifizieren und effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dazu gehören zum Beispiel Entspannungstechniken, Achtsamkeitstraining oder der Aufbau einer besseren Work-Life-Balance.


3. Umgang mir depressiver und ängstlicher Gestimmtheit


Betroffene berichten häufig von gedrückter oder ängstlicher Gestimmtheit. Ziel ist es, negative Denkmuster zu erkennen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen. In den Beratungsgesprächen erarbeiten wir gemeinsam Strategien, um depressive oder ängstliche Stimmungen zu bewältigen sowie die Kontrolle über Deine Gedanken und Gefühle zurückzugewinnen.


4. Lebensstruktur und Zielsetzung


Oft fühlen sich Menschen mit Long COVID überwältigt von den anhaltenden Symptomen und dem Verlust der gewohnten Lebensstruktur. In der Beratung unterstütze ich Dich dabei, neue, realistische Ziele zu setzen und wieder eine Struktur in den Alltag zu bringen. Dies kann helfen, ein Gefühl der Kontrolle und des Fortschritts wiederzuerlangen, selbst wenn dies in kleinen Schritten geschieht.


5. Unterstützung bei sozialer Isolation und Beziehungsproblemen


Long COVID führt bei vielen Betroffenen zu sozialer Isolation. Sei es, weil die körperlichen Symptome soziale Aktivitäten unmöglich machen oder weil man das Gefühl hat, von anderen nicht verstanden zu werden. In der Beratung helfe ich Dir, Wege zu finden, soziale Kontakte zu pflegen und offen über Ihre Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren. Auch Beziehungsprobleme, die durch die Krankheit entstehen, können wir gemeinsam angehen.


6. Unterstützung Angehöriger


Nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen stehen oft vor großen Herausforderungen. Wenn ein geliebter Mensch an Long COVID leidet, kann das für Familie und Freunde eine emotionale Belastung darstellen. Die Ungewissheit über den Verlauf der Krankheit, die ständige Sorge um den Gesundheitszustand des Erkrankten und die zusätzliche Verantwortung im Alltag führen oft zu Überforderung, Erschöpfung und eigenen psychischen Belastungen.


Als Psychologischer Berater unterstütze ich auch Dich als Angehöriger von Long COVID-Patienten. Gemeinsam erarbeiten wir Strategien, wie Du Deine eigenen Ressourcen stärkst, um sowohl für Dich selbst als auch für Deinen erkrankten Angehörigen da zu sein. In der Beratung biete ich einen geschützten Raum, um über Deine Sorgen zu sprechen, Stress zu bewältigen und neue Wege zu finden, mit den Belastungen umzugehen. Gleichzeitig unterstütze ich Dich dabei, gesunde Grenzen zu setzen und Selbstfürsorge in Deinen Alltag zu integrieren, damit Du nicht selbst in einen Zustand der Überforderung gerätst.


Fazit: Hoffnung und Unterstützung auf dem Weg der Genesung


Long COVID ist eine Herausforderung, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinträchtigt. Doch auch, wenn die Symptome und Einschränkungen schwerwiegend sind, gibt es Hoffnung. Psychologische Beratung kann dabei helfen, den Umgang mit den emotionalen, psychischen und sozialen Folgen zu erleichtern und die Lebensqualität trotz der Herausforderungen zu steigern.


Wenn Du selbst von Long COVID betroffen bist oder jemanden kennst, der unter den langfristigen Folgen leidet, dann zögere nicht, Unterstützung zu suchen. In meiner Beratung biete ich Dir einen sicheren Raum, um über Deine Sorgen und Ängste zu sprechen, und begleite Dich dabei, neue Wege für ein erfülltes Leben zu finden.

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