top of page

Wenn die Seele leidet – und das Umfeld mit: Warum Angehörige psychisch Erkrankter selbst Hilfe brauchen

  • Autorenbild: Alexander Morgen
    Alexander Morgen
  • 28. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit
Eine psychisch erkrankte Person am Fenster, im Hintergrund die Angehörigen.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen treffen nicht nur die direkt Betroffenen. Auch Partner, Kinder oder Eltern sind oft intensiv Teil dieses Lebensabschnitts – manchmal über Jahre hinweg. Viel Liebe, Sorge und das Bedürfnis, zu helfen, prägen den Alltag, aber oft wächst auch Ratlosigkeit und Erschöpfung. Wissenschaftliche Studien zeigen: Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen sind einer besonderen Belastung ausgesetzt – ihre eigene psychische und körperliche Gesundheit ist gefährdet.


Die unsichtbare Last der Angehörigen


Wer einem nahestehenden Menschen mit einer psychischen Erkrankung zur Seite steht, übernimmt meist viele Aufgaben: emotionale Unterstützung, Struktur im Alltag, manchmal sogar finanzielle oder organisatorische Verantwortung. Bei Depressionen oder Angststörungen zum Beispiel erleben Angehörige, wie ihr Partner oder Kind sich zurückzieht, Interessen verliert oder von Sorgen überwältigt wird. Schnell stellt sich das Gefühl ein, nicht mehr durchzudringen – begleitet von Schuld, Hilflosigkeit und auch Scham.


Herausforderungen und gesundheitliche Risiken


Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen: Das Risiko für eigene psychische Probleme wie Depressionen, Angstsymptome oder Schlafstörungen ist erhöht, wenn über längere Zeit pflegend oder unterstützend begleitet wird. In einigen Studien berichten bis zur Hälfte der befragten Angehörigen von hohen emotionalen Belastungen.


  • Chronischer Stress und Überforderung: Ständige Sorge um den kranken Menschen kann den Alltag dominieren, eigene Bedürfnisse werden hintenangestellt.

  • Eigene Grenzen und Schuldgefühle: Angehörige fühlen sich häufig für das Wohl des Erkrankten verantwortlich und geben sich selbst die Schuld, wenn Fortschritte ausbleiben.

  • Soziale Isolation: Der Kontakt zu Freunden und die Pflege eigener Interessen geraten oft in den Hintergrund; manchmal ziehen sich auch ganze Familien zurück, weil sie Angst vor Stigmatisierung haben.

  • Erhöhtes Risiko für eigene psychische Erkrankungen: Besonders verbreitet sind Depressionen, Angsterkrankungen, psychosomatische Beschwerden oder Burnout-ähnliche Symptome.

  • Körperliche Symptome: Anhaltender Stress kann Schlafprobleme und körperliche Symptome, zum Beispiel Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden, verursachen.


Was hilft Angehörigen? Evidenzbasierte Strategien


1. Eigene Gefühle anerkennen:

Es ist normal, Trauer, Wut oder Hilflosigkeit zu empfinden. Studien zeigen: Schon das bewusste Zulassen und Aussprechen eigener Sorgen entlastet spürbar und verhindert „emotionales Ausbrennen“.


2. Sachliche Information und Psychoedukation:

Wissen über die psychische Erkrankung des Angehörigen, zum Beispiel über Depressionen oder Angststörungen, hilft, das Verhalten des Betroffenen besser zu verstehen. Dadurch werden beispielsweise die Ursachen der Erkrankung nicht mehr bei sich gesucht.


3. Rollenklarheit und gesunde Abgrenzung:

Angehörige sind Unterstützer – keine Therapeuten. Klare Aufgabenverteilung, Rückzugsmöglichkeiten und das eigene Leben aktiv zu gestalten, sind wichtige Schutzfaktoren gegen Überlastung.


4. Austausch mit anderen:

Selbsthilfegruppen oder Gesprächskreise stärken die Resilienz, geben emotionale Unterstützung und helfen, sich weniger isoliert zu fühlen.


5. Alltagsnahe Entlastung:

Gemeinsame Aktivitäten, kleine Auszeiten für sich selbst, das Pflegen von Freundschaften sowie Bewegung und Achtsamkeit im Alltag fördern die eigene Stabilität und Lebensfreude.


Wann sollten Angehörige psychisch Erkrankter selbst psychotherapeutische Unterstützung suchen?


Nicht nur psychisch Erkrankte profitieren von professioneller Begleitung. Empfehlenswert ist psychotherapeutische Unterstützung für Angehörige besonders dann, wenn:


  • Belastung und Überforderung über Wochen anhalten und das eigene Leben bestimmen.

  • eigene Schlafstörungen, depressive Symptome, Schuld- oder Schamgefühle auftreten.

  • Alltagsbewältigung, Beruf oder familiäre Aufgaben spürbar beeinträchtigt sind.

  • das Bedürfnis nach Austausch, Entlastung oder einer neuen Perspektive entsteht.

  • Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken eintreten.


Wer sich Unterstützung sucht, beweist Stärke, nicht Schwäche. Therapie und Beratung können Angehörigen helfen, den Umgang mit Belastungen zu lernen, wieder Freude und Sinn im eigenen Leben zu erleben und aus der Überforderung auszusteigen.


Mein Angebot für Angehörige


Als Heilpraktiker für Psychotherapie begleite ich Angehörige psychisch Erkrankter in Trier und Umgebung einfühlsam auf ihrem Weg. Wir entwickeln gemeinsam alltagstaugliche Strategien, stärken Ihre Selbstfürsorge und arbeiten daran, dass auch Sie sich gesehen und entlastet fühlen. Sie sind nicht allein.

bottom of page