„Ich will das nicht fühlen!“ – Warum emotionale Vermeidung langfristig belastet und wie Sie besser mit schwierigen Gefühlen umgehen können
- Alexander Morgen
- 16. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Vielleicht kennen Sie das: Ein Gefühl ist da – Angst, Traurigkeit oder Ärger – und gleichzeitig der Wunsch, es einfach nicht fühlen zu müssen. Stattdessen lenken Sie sich ab, beschäftigen sich mit etwas anderem oder versuchen, das Thema möglichst weit wegzuschieben.
Diese Strategie nennt sich emotionale Vermeidung – und sie ist zutiefst menschlich. Kurzfristig kann sie helfen, in belastenden Momenten handlungsfähig zu bleiben. Doch auf Dauer führt sie oft dazu, dass der innere Druck wächst. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum emotionale Vermeidung langfristig belastet, welche psychischen Risiken damit einhergehen können – und wie ich Sie als Heilpraktiker für Psychotherapie auf Ihrem Weg zu einem gesunden Umgang mit Ihren Gefühlen begleiten kann.
Was ist emotionale Vermeidung?
Emotionale Vermeidung bedeutet, dass wir versuchen, unangenehme Gefühle, Gedanken oder Erinnerungen auszublenden. Das kann ganz unauffällig geschehen, zum Beispiel:
Sie sagen „Mir geht es gut“, obwohl Sie sich innerlich erschöpft oder traurig fühlen.
Sie vermeiden Gespräche, die ein Thema berühren könnten, das weh tut.
Sie stürzen sich in Aktivität, um nicht zur Ruhe zu kommen – denn dort wartet das Unangenehme.
Sie scollen stundenlang durch Social Media, anstatt über etwas nachzudenken, das Sie belastet.
Viele Menschen greifen automatisch zu solchen Strategien, ohne es bewusst zu merken. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus. Doch wenn das Vermeiden zur Regel wird, kann das gravierende Folgen haben.
Die Risiken: Was emotionale Vermeidung langfristig auslösen kann
Emotionale Vermeidung wirkt auf kurze Sicht entlastend – auf lange Sicht erhöht sie jedoch das Risiko für psychische Belastungen. Denn alles, was wir dauerhaft unterdrücken, arbeitet unbewusst weiter in uns.
Folgende psychische Beschwerden und Störungen werden mit anhaltender Vermeidung in Verbindung gebracht:
Angststörungen (z. B. generalisierte Angst, soziale Phobie)
Depressive Symptome durch anhaltende emotionale Unterdrückung
Somatoforme Störungen, bei denen seelische Konflikte körperlich erlebt werden
Chronischer Stress und Erschöpfung
Zwanghaftes Verhalten, um innere Spannungen zu regulieren
Posttraumatische Belastungsstörungen, wenn Erinnerungen nicht integriert werden können
Darüber hinaus kann emotionale Vermeidung die Fähigkeit beeinträchtigen, Beziehungen ehrlich zu gestalten, Bedürfnisse zu kommunizieren und sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen.
Gefühle wollen gefühlt werden – nicht „weggemacht“
Auch unangenehme Gefühle haben eine Funktion. Sie zeigen uns, was uns wichtig ist, wo unsere Grenzen liegen oder dass etwas in unserem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wenn wir lernen, unsere Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren, entstehen daraus oft überraschende innere Klarheit, Entlastung und Orientierung.
Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Gefühle „kontrollieren“ oder „wegdenken“ müssen – im Gegenteil: Heilsam ist oft das achtsame Dableiben.
Erste Schritte raus aus der Vermeidung
Sie müssen nicht sofort „alles fühlen“. Oft genügt ein kleiner erster Schritt. Drei Möglichkeiten, wie Sie beginnen können:
1. Beobachten Sie Ihre Vermeidungsmuster:
In welchen Momenten greifen Sie zu Ablenkung oder Rückzug? Welche Gefühle könnten dahinterstehen?
2. Benennen Sie Ihre Gefühle konkret:
Statt „Ich fühle mich schlecht“ sagen Sie: „Ich bin traurig / wütend / überfordert.“ Damit geben Sie Ihrem inneren Erleben eine Form.
3. Halten Sie einen Moment inne:
Atmen Sie bewusst. Spüren Sie das Gefühl im Körper. Sagen Sie sich: „Ich darf das fühlen.“ Das öffnet die Tür für Selbstannahme.
Wann professionelle Begleitung sinnvoll ist
Manchmal reichen kleine Impulse aus, um neue Wege im Umgang mit Gefühlen zu finden. In anderen Fällen ist es hilfreich – oder sogar notwendig – sich professionell begleiten zu lassen, zum Beispiel wenn Sie:
sich ständig innerlich angespannt oder überfordert fühlen,
unter Schlafproblemen oder körperlichen Beschwerden ohne klare Ursache leiden,
sich selbst oder Ihre Gefühle kaum noch wahrnehmen können,
sich immer wieder im Kreis drehen, obwohl Sie sich Veränderung wünschen,
an einem belastenden Ereignis festhängen, das Sie nicht loslässt.
Als Heilpraktiker für Psychotherapie unterstütze ich Sie dabei, Ihre Gefühle besser zu verstehen, innere Vermeidungsmuster zu erkennen und einen achtsamen, stärkenden Umgang mit Ihrem inneren Erleben zu entwickeln. Dabei arbeite ich mit bewährten Methoden aus der Verhaltenstherapie, der Hypnotherapie und der achtsamkeitsbasierten Psychologie – angepasst an Ihre individuelle Situation.
Fazit: Gefühle sind kein Problem – sie sind ein Kompass
Emotionales Vermeiden ist ein verständlicher Schutz, doch auf Dauer macht es das Leben enger. Wenn Sie lernen, Gefühle zuzulassen und sie Schritt für Schritt zu integrieren, gewinnen Sie an Freiheit, Selbstwirksamkeit und innerer Ruhe.
Wenn Sie sich in diesem Beitrag wiedererkannt haben und spüren, dass es an der Zeit ist, etwas zu verändern, lade ich Sie herzlich ein, mit mir Kontakt aufzunehmen. In einem unverbindlichen Erstgespräch klären wir gemeinsam, wie ich Sie begleiten kann – in Ihrem Tempo, mit Respekt vor Ihrer Geschichte und Ihren Ressourcen.