Welttag der psychischen Gesundheit: Psychische Gesundheit betrifft uns alle – Zeit, die Seele ernst zu nehmen
- Alexander Morgen

- 5. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
„Kümmere dich um deinen Körper – es ist der einzige Ort, den du zum Leben hast. Kümmere dich um deinen Geist – er bestimmt, wie du dort lebst.“ (Dalai Lama)

Am Welttag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober 2025 lenken wir bewusst den Blick auf ein Thema, das oft im Verborgenen leidet: unsere seelische Stabilität. Psychische Gesundheit ist kein Luxus, sondern eine zentrale Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und zwischenmenschliches Miteinander. Auch in Deutschland ist das Thema aktueller denn je. Dieser Beitrag zeigt, wie stark psychische Erkrankungen verbreitet sind, welche Folgen sie haben können – und warum es Mut und Unterstützung braucht, um Hilfe anzunehmen.
Bedeutung psychischer Gesundheit in Deutschland
Das Robert Koch-Institut zählt das psychische Wohlergehen zu den zentralen Gesundheitsfaktoren – es beeinflusst sehr stark körperliche Gesundheit, soziales Wohlbefinden und Teilhabe.
Nach Angaben der DGPPN sind jedes Jahr etwa 27,8% der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen – das entspricht etwa 17,8 Millionen Menschen. Doch nur rund 18,9% der Betroffenen nehmen therapeutische Hilfe in Anspruch.
In Deutschland erfüllt also mehr als jeder vierte Erwachsene innerhalb eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung (z. B. Depression, Angststörung oder Substanzgebrauch) – viele leiden aber still, anstatt Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Diese Zahlen zeigen: Psychische Erkrankungen sind keineswegs seltene Ausnahmen, sondern weit verbreitet – und gleichzeitig zu oft tabuisiert.
Verbreitung & Fakten – Deutschland-spezifisch
Krankenhausbehandlungen – Depressionen
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 261.200 Menschen wegen depressiver Episoden oder wiederkehrender Depression stationär behandelt – das sind etwa ein Viertel aller psychisch bedingten Krankenhausfälle.
Fehltage und Arbeitsunfähigkeit
Laut dem DAK-Psychreport 2025 verursachen psychische Erkrankungen 342 Fehltage je 100 Beschäftigte – Depressionen allein führen zu etwa 183 Fehltagen je 100 Beschäftigte. Dabei entfallen 17,4% des Krankenstandes der DAK-versicherten Beschäftigten auf psychische Erkrankungen. Im Jahr 2024 litten etwa 7% der Beschäftigten zumindest einmal an einer Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen.
Kostenfaktor im Gesundheitssystem
Psychische und Verhaltensstörungen waren 2023 für 26,0 % der gesamten Krankheitskosten in Deutschland verantwortlich.
Betroffene Kinder & Jugendliche
Im Jahr 2022 machten psychische Erkrankungen 19% aller Krankenhausbehandlungen bei 10- bis 17-Jährigen aus. Besonders häufig wurden depressive Episoden bei Jugendlichen stationär behandelt.
Diese Statistiken belegen eindrücklich: Psychische Erkrankungen betreffen alle Altersgruppen, schneiden tief in Individuen und Gesellschaft hinein – mit gravierenden Auswirkungen.
Folgen psychischer Erkrankungen
Persönlich – Gesundheit und Lebensqualität
Unbehandelte psychische Erkrankungen können zu chronischem Stress, Schlafstörungen, körperlichem Leid (z. B. Herz-Kreislauf, Schmerzsyndrome), Substanzmissbrauch oder Suizidalität führen. Sie rauben Lebensfreude, Selbstwertgefühl und innere Balance und können zu weiteren psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.
Sozial – Beziehungen
Familien, Partnerschaften, Freundschaften leiden oft mit. Rückzug, Missverständnisse, Kommunikationsprobleme – die psychische Erkrankung wirkt wie ein unsichtbarer Riss, der Verbindungen belastet.
Beruflich und finanziell
Im Beruf zeigen sich Konzentrationsprobleme, Motivationseinbruch, Konflikte, Fehlzeiten – teils mit enormen monetären Folgen.
Volkswirtschaftlich
Ausfälle durch Krankheitstage, sinkende Produktivität oder Frühverrentung verursachen immense Kosten.
Ursachen und Risikofaktoren
Psychische Erkrankungen entstehen meistens nicht aus einem einzigen Grund, sondern aus einem Komplex von Faktoren, darunter:
Genetische Veranlagung
Biologische Faktoren wie Neurotransmitter-Ungleichgewicht oder hormonelle Dysbalancen
Belastende Lebensereignisse (z. B. Verlust, Unfälle, Trennung)
Chronische Stressbelastung (Beruf, Pflege, finanzielle Drucksituationen)
Soziales Umfeld: Einsamkeit, Konflikte, fehlende Unterstützung
In meiner Praxis sehe ich oft, dass Überlastung über längere Zeit der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das belastete System signalisiert zuerst Schwäche – über Unruhe, Erschöpfung, Schlaflosigkeit – bevor die Krise kommt.
Lösungsansätze und Wege zu mehr psychischer Gesundheit
Niemand kann sich vor Krankheit schützen, weder vor körperlicher noch vor psychischer. Dennoch können wir die Risiken einer psychischen Erkrankung reduzieren.
Prävention und Früherkennung
Psychoedukation: Wissen über Stress, Belastung, Ressourcen fördern
Selbstfürsorge: Achtsamkeit, Entspannung, regelmäßige Phasen der Regeneration
Soziale Vernetzung: Menschen, denen ich mich anvertrauen kann
Stressbalance: Grenzen setzen, Arbeitszeitregeln, Erholung bewusst planen
Professionelle Hilfe
Wenn Belastungen persistieren, ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Einladung, Unterstützung zu suchen – so früh wie möglich:
Psychotherapie
Gruppenangebote / Selbsthilfegruppen
In Krisenzeiten: niedrigschwellige Angebote, Hotlines oder Krisendienste
Entstigmatisierung & öffentlicher Diskurs
Offener Umgang mit psychischer Gesundheit – sprechen wir darüber
Über Stereotype und Vorurteile aufklären
In Arbeit, Schule und Medien Mut machen, psychische Belastung als Teil menschlicher Existenz zu sehen
Bereits kleine Handlungen helfen - ein empathisches Gespräch, das Akzeptieren von Grenzen, ein Blick hinter die Fassade.
Aufruf zur Unterstützung
Am Welttag der psychischen Gesundheit können wir bewusst machen: Du bist nicht allein – und es ist okay, Hilfe anzunehmen. Jeder Schritt, der Richtung Selbstfürsorge und Unterstützung führt, ist ein Weg der Stärkung.
Wenn Sie gerade spüren, dass Belastungen sich verfestigen, ihre Lebensqualität leidet oder Sie einfach das Gefühl haben, nicht mehr weiterzukommen, dann ist es sinnvoll, Unterstützung zu suchen. In meiner Praxis begleite ich Menschen dabei, Schritt für Schritt wieder Stabilität zu finden – mit Empathie, Individualität und Fachkunde.
Machen Sie den ersten Schritt – für Sie, Ihre Seele, Ihr Leben.




